(Super Mittwoch v. 22.03.2017 – Stephan Tribbels)

Firmengründer haben oft große Hürden zu überwinden, „um ins Geschäft zu kommen“. Das weiß auch its-Geschäftsführer Dirk Pfeifferling, der bereits vielen so genannten „Start-ups“ in Baesweiler mit seinem Team auf die Sprünge helfen konnte. Auch deshalb stieg die Zahl der Arbeitsplätze im Gewerbegebiet Baesweiler auf mittlerweile über 4000 Beschäftigte. Wir sprachen mit Dirk Pfeifferling über Firmengründer und welche Voraussetzungen sie mitbringen sollten.

Inwieweit unterscheiden sich heutige Firmengründungen von denen vor einem Jahrzehnt?

Dirk Pfeifferling: Die absolute Zahl der Unternehmens-Gründungen ist in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen. Das ist nicht nur ein lokaler oder regionaler Trend, sondern lässt sich auch bundesweit nachweisen. In Deutschland machen sich immer weniger Leute selbstständig. Das liegt vor allem an der guten Konjunktur und der stabilen Beschäftigungssituation. Die Zahl der sogenannten „Notgründungen“, Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit aus mangelnden Erwerbsalternativen, ist überproportional deutlich um fast 30% gesunken. Es gibt zwar insgesamt weniger Existenzgründer, aber die Qualität der Gründungen steigt merklich an. Die Gründer sind besser vorbereitet, verfügen überwiegend über eine gute Ausbildung, haben Geschäftsideen, die sie engagiert in die Tat umsetzen wollen und gründen häufig nicht allein, sondern in Teams. Ein weiterer Trend, der auch in Baesweiler spürbar ist, die steigende Bedeutung sogenannter ‚Serial Entrepreneure‘, Serien-Unternehmensgründer. Dies sind häufig Personen, die bereits ein oder mehrere Unternehmen erfolgreich gegründet haben, sich aus dem Unternehmen zurückziehen und mit ihren daraus gewonnenen finanziellen Mitteln und ihrem großen Erfahrungsschatz neue Firmen gründen bzw. sich an entsprechenden Gründungen beteiligen. Man kann insgesamt sagen, dass das Gründungsgeschehen strukturell an Qualität gewonnen hat, weil sich das Rüstzeug der Gründer in den zurückliegenden Jahren durchweg verbessert hat.

Wie verläuft so ein Standard-Ersuchen bzw. Vorgespräch eines potentiellen Gründers?

Dirk Pfeifferling: Es gibt eigentlich kein Standard-Gespräch mit potenziellen Gründern, dafür sind die Möglichkeiten, die Gründungsideen und -Konzepte sowie die verschiedenen Herangehensweisen zu unterschiedlich. Während eines ersten Vorgesprächs versuche ich die Gründungsidee sowie das Gründungskonzept zu verstehen und mir ein Bild von der Gründerperson zu machen, sowohl was seine persönliche Eignung, als auch was seine Qualifikation und seine fachlichen Voraussetzungen für die geplante Selbstständigkeit betrifft. Eine Reihe von Gründern, die aus unternehmerischem Antrieb in die Selbstständigkeit streben, verfügen über gute fachliche Fähigkeiten und Kenntnisse, haben aber Defizite im kaufmännischen Bereich. Solide kaufmännische Kenntnisse sind jedoch eine wichtige Voraussetzung für den unternehmerischen Erfolg. Die Bandbreite der potenziellen Gründer ist sehr groß. Sie reicht von Gründern, die sich unbedingt selbstständig machen wollen, aber noch nicht wissen womit, also noch über keine Gründungsidee verfügen, bis hin zu Existenzgründern, die neue innovative Produkte herstellen, einen komplett ausgearbeiteten, mehrfach prämierten Business-/Geschäftsplan entwickelt und bereits Finanzierungszusagen von Banken und VC-Kapitalgebern vorliegen haben.

Was sollte der oder die Gründer/in an Grundvoraussetzungen mitbringen, um Chancen auf nachhaltiges Wirtschaften in Baesweiler zu haben?

Dirk Pfeifferling: Ich glaube die Grundvoraussetzungen, die ein erfolgreicher Gründer mitbringen sollte, sind in Baesweiler nicht viel anders als in Aachen, Köln oder Berlin, soll heißen sie sind überwiegend unabhängig vom Standort. Wichtige Eigenschaften einer Gründerperson sind berufliche Qualifikation, Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsfreudigkeit, Durchhaltevermögen, Einsatzbereitschaft, Ehrgeiz, Risikobereitschaft, familiärer Rückhalt, Kontaktfreudigkeit und Kreativität. Die Liste lässt sich beliebig verlängern, aber man wird selten auf eine Unternehmerpersönlichkeit treffen, die all diese Attribute auf sich vereinigt. Das Wichtigste beim Gründen, die wichtigste Eigenschaft die Gründer mitbringen sollten, ist Spaß zu haben an dem, was sie tun!

Und welche Stolpersteine gibt’s, und wie kann das its helfen – am Start, in der weiteren Betreuung sowie beim Ablösen bzw. An- oder Umsiedeln in etwas Größeres?

Dirk Pfeifferling: Bei der Existenzgründung gibt es, gerade in der Startphase, eine Reihe von Stolpersteinen bzw. Klippen, die es zu umschiffen gilt. So sollten die Kosten insbesondere zu Beginn einer Unternehmensgründung so gering wie möglich gehalten werden. Jeder Euro, der eingespart werden kann, ohne die Geschäftsplanung negativ zu beeinflussen, verbessert die Erlössituation. Das Startkapital sollte nicht zu gering sein und auch einen ausreichenden Puffer für Notsituationen und Unvorhergesehenes enthalten. Die Umsatzzahlen sollten zu Beginn nicht zu optimistisch geplant werden. Hier ist Zurückhaltung und eine solide kaufmännische Vorsicht geboten, auch was das Absatzpotential angeht. Dies erleichtert die Startphase ungemein. Das its kann während der Startphase eines Unternehmens durch die Bereitstellung von attraktiven Mietkonditionen für Büro-, Hallen-, und Laborflächen sowie durch ein umfangreiches Service-Angebot und die gemeinschaftliche Nutzung von Räumen und Gerätschaften dazu beitragen, nachhaltig Kosten zu sparen. Auch die existenzgründerfreundliche flexible Laufzeit der Mietverträge trägt dazu bei, die Risiken zum Unternehmensstart zu reduzieren. Das its war seit Eröffnung immer nahezu voll ausgelastet. Auch zurzeit sind leider keine Mietflächen im its verfügbar. Da jedoch die Existenzgründer in der Regel nach vier bis fünf Jahren das its wieder verlassen, um auf eigenen Beinen zu stehen, können pro Jahr durchschnittlich zwei bis drei neue Gründer aufgenommen und betreut werden. Unternehmen, die aus dem its nach ihrer Startphase herauswachsen, weil sie z.B. mehr Platz benötigen, haben die Möglichkeit, ein Grundstück zu erwerben und eine eigene Betriebsstätte zu errichten oder eine der zahlreichen im Baesweiler Gewerbegebiet von Privatinvestoren errichteten Gewerberäume anzumieten. Das its ging als Gründer- und Technologiezentrum 1990 an den Start und verfügt über eine 28-jährige Erfahrung in der Betreuung junger Unternehmen und Existenzgründer sowie ein dichtes Netzwerk unterschiedlichster Kooperationspartner und fachkompetenter Akteure aus der Existenzgründungsberatung.

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